Dramatische Minuten spielten sich am Samstag ab. Ein simpler Click am Handy liess mein Projekt "Abstinenz" scheitern, noch bevor es richtig los gegangen ist. Ich hoffte, dass nicht das passiert ist, was ich fürchtete – nämlich aus Unbedarftheit doch getwittert oder einen Eintrag bei Facebook online geschaltet zu haben. Und wer ist schuld? Ich. Und Foursquare. Und mein Handy. Und sowieso.
Im Klartext – Ich hab verloren
Das Wochenende begann wie geplant mit dem Countdown am Freitag Abend auf Null Uhr hin. 55 Minuten hatte ich noch, dann wollte ich ein Wochenende nicht mehr bloggen, facebooken oder twittern. Eine simple Sache, dachte ich.
Der Samstag startete auch wie geplant ohne den üblichen Blick in die Timeline. Nachrichtenlos war das. Bis der Tagesanzeiger per Post im Milchfach lag, war ich auf andere Nachrichtenquellen angewiesen. Diese erinnern den halbwegs geübten Twitterer an Buschtrommeln und an die "Zeitung von gestern". Kaum Bewegung, alte Themen und nur eine Quelle. Langweilig. Dem Himmel sei Dank war das Wochenende sonnig und traumhaft schön. Der Blick auf die kristallklaren Alpengipfel - ich konnte vom Säntis bis zum Eiger das Panorama in seiner ganzen Pracht bewundern - war ungetrübt und frei von einem OLED-Display. Das war schon was. Auch die Angst, etwas ganz besonders "Wichtiges" zu verpassen war nicht existent. Kurzum, irgendwie wirkte die Abstinenz befreiend und altertümlich zugleich. Das ist die Moderne.
So schön es klingt, so dramatisch war der Moment, wo ich mich bei Foursquare - an eine Enthaltsamkeit bei dem Dienst hatte ich gar nicht gedacht - eincheckte und dummerweise den Haken bei den Benachrichtigungen nicht korrekt rausnahm. Also scheiterte ich, in dem meine Foursquare-App der Welt über Twitter und Facebook mitteilte, ich sei am Bahnhof Widen.
Eine absolut unbedeutende, wenn nicht sogar belästigende Meldung zerstörte also meinen Plan. Ich war entgeistert.
Dennoch hielt ich dann noch den Sonntag aus und verzichtete bis heute, Montag, morgen darauf, einen Blick auf Facebook, Twitter oder ähnliches zu werfen. Selbst beim Surfen verzichtete ich auf den Facebook-Browser Rockmelt. Nichts, niente... und dann doch verloren. Es ist halt wie beim Fussball: Ein 0:1 reicht aus, um zu verlieren. Auch, wenn das ganze Spiel super verlief, der Gegner keine Chance hatte, macht ein dummes glückliches Tor des Gegners aus, um den grossen Traum platzen zu lassen- ich denke da nur an das ein oder andere Finalspiel mit Italien.
Was habe ich gelernt?
Es ist toll Teil einer Welt zu sein, in der mit modernen Mitteln, intelligenten Tools kommuniziert werden kann. Es ist wunderbar, sich laufend auf dem aktuellen Stand bringen zu können, teils schneller als eine SDA ihre Meldung verschickt hat. Doch beängstigend ist es schon, wie normal es geworden ist, sein Leben von Apps mitbestimmen zu lassen. Fazit: Ab und an anzuhalten und Luft zu holen tut gut. Vor allem dann, wenn die Alpen glühen und die Kinder im Planschbecken toben.
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